Eine Aufbruchgeschichte

„Der Mensch ist ein Gewohnheitstier“, so sagt man. Und ich glaube, diese Redewendung spricht eine Wahrheit über den Menschen aus. Oder wie würdest du dich entscheiden? Umziehen in eine andere Wohnung, wenn du es gerade geschafft hast, Heimat zu finden? Einen neuen Job annehmen, einfach um nicht immer das gleiche zu machen? Ich glaube, die meisten würden sich für die Beständigkeit entscheiden. Eigentlich gibt es nur zwei Gründe, warum man bereit ist, seine Umstände zu verändern. Zum einen, wenn die Aussichten so gut sind, dass es einem wert ist, neue Wege zu gehen. Zum anderen schlicht und ergreifend, wenn man keine andere Wahl hat.

Es gibt eine große Geschichte in der Bibel, die einen solchen Aufbruch ins Neue beschreibt. Es ist die Geschichte des Exodus, des Auszugs. Es ist die Geschichte vom Volk Israel, das in Ägypten in Knechtschaft lebte und auf Gottes Verheißung hin aufbrach in das Land, wo Milch und Honig fließen.

40 Jahre und etliche schwierige Situationen, die es zu meistern galt, lagen zwischen Aufbruch und Ankommen. Ein paar solcher Stationen will ich aufzeigen:

 

Entscheidung zum Aufbruch

„Die Israeliten seufzten über ihre Knechtschaft und ihr Schreien stieg auf zu Gott“, so heißt es in der Bibel und Gott beruft Mose, um sie aus der Knechtschaft zu führen. Gott gibt eine neue Perspektive und nun fehlt nur noch die Entscheidung,

loszugehen. Diese ist manchmal sehr schwer, aber absolut notwendig. Wenn ich mich nicht entschließe loszugehen, verharre ich im „Alten“ und das Neue, das vor mir liegt, lässt mich nur bitter werden. Kurzum, man wird zum notorischen Nörgler. Was für das Volk Israel gilt, gilt heute auch. Wo wir aufbrechen und etwas verändern wollen, da braucht es einen Beschluss, aber auch eine Perspektive. Es reicht nicht nur zu wissen, was man nicht mehr will. Wenn man nicht weiß, wohin man will, wird man am Ende irgendwo ankommen, aber wahrscheinlich nicht da, wo man hinwollte.

 

Wenn die Perspektive da und der Be-schluss gefasst ist, dann ist der erste Schritt immer der schwerste. So gehört es zum Aufbrechen, diesen ersten Schritt zu tun. Es ist der erste in das neue Land. Vielleicht werden hinterher alle sagen, dass sie das auch hätten tun können. Wer aber den ersten Schritt wagt, der hätte es nicht nur tun können, sondern hat es getan. Nur wer den ersten Schritt tut, kann sehen, ob die neue Perspektive am Ende Wirklichkeit wird.

 

Kein Land in Sicht

Gott hat eine Perspektive geschenkt und voller Euphorie ist das Volk, begleitet von Gottes Wundern, losgegangen. Die Feuersäule und die Überquerung des Schilfmeeres haben sicherlich Rückenwind gegeben. Und trotzdem kam das Volk Israel irgendwann an den Punkt, wo es den Glauben an das Neue verloren hat. Das Alte war nicht mehr zu sehen, und das war kein Problem an sich. Das wirkliche Problem war, dass das Neue auch noch nicht da war. Zwischen Ägypten und dem neuen Land war die Wüste
und zur Wüste gehört wenig Wasser und wenig Essen. In Anbetracht dieser Wirklichkeit wünschten sich die Israeliten sogar die Knechtschaft zurück. Auch bei unseren Aufbrüchen werden diese Zeiten kommen und man fragt sich, ob man noch auf dem richtigen Weg ist. In diesen Zeiten braucht es immer wieder Menschen, die uns an die Verheißung Gottes erinnern. Manchmal reicht selbst das nicht aus. Gott schenkt auf dem Weg durch die Wüste Wachtelfleisch im Überfluss und steht zu seinem Wort. Er gibt dem Volk am Ende ein Zeichen. Die Frage ist, ob wir daran glauben, dass Gott zu seinem Wort steht, dass er uns durchträgt und zu seiner Verheißung steht. „Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht dessen, was man hofft und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.“   (Hebr.11,1)

 

Endlich Land in Sicht

Am Ende dieser Geschichte kommt das Volk Israel im Gelobten Land an. Ihr Aufbruch ist fast am Ziel angekommen. Endlich Leben in Fülle. Mose war ein guter Leiter und etwas realistischer als die anderen. Er schickte Kundschafter, die das neue Land beobachten sollten. Mose war klar, dass man das Land einnehmen musste und es nicht einfach vor ihnen lag. „Fremde, starke Völker besiedeln das Land“, berichteten die Kundschafter und die wahren Fakten wurden aus Angst ausgeschmückt mit Fiktion. „Das Land frisst seine Bewohner und die Menschen, die dort wohnen, sind Riesen“. Kaleb brachte sie zum schweigen und hat sie ermutigt. Er sagte zum Volk: „Wir können es schaffen!“ Nicht weil er so stark war, sondern weil er wusste, dass mit seinem Gott alles möglich ist!

 

Das soll die Botschaft sein: Neues zu wagen und aufzubrechen in ein unbekanntes Land, ist sicherlich nicht immer einfach, aber es lohnt sich! Gott wird seine Verheißungen erfüllen und uns leiten und Türen öffnen – sicher auch bei uns im Friedenshof!

Bastian Bengert